Was bedeutet wissenschaftliches Arbeiten?

Wissenschaft ist ein breiter Begriff, der auf mehreren Ebenen und in mehrfacher Hinsicht unterschieden werden kann:

  • Wissenschaft als Tätigkeit („systematische Gewinnung von Erkenntnissen“)
  • Wissenschaft als Institution („aus Menschen und Objekten bestehendes System, das Erkenntnisse gewinnt“)
  • Wissenschaft als Ergebnis („Gesamtheit an Erkenntnissen über einen Gegenstandsbereich, die in einem Begründungszusammenhang stehen“)

Im Kontext eines Kunststudiums schult wissenschaftliches Arbeiten Recherche-, Diskussions-, Vermittlungs- und Schreibkompetenz. Ziel ist, am Ende des Studiums selbständig zu bestimmten Themen recherchieren und eigenständig Texte, Projektskizzen und Forschungseinreichungen verfassen zu können.

Fragen zu erarbeiten, zu erörtern und in systematischer Weise Antworten auf diese Fragen zu generieren – somit könnte man wissenschaftliches Arbeiten kurz und knapp auf den Punkt bringen. Im Zuge dessen wird Wissen geschaffen und weitergegeben. Dazu zählen auch das Referat oder die Seminar- bzw. Abschlussarbeit im Laufe des Studiums.

Schreiben kann zu unterschiedlichen Textsorten führen: zu journalistischen Essays, zu kunstkritischen oder kunstpolitischen Beiträgen, zu persönlichen Auseinandersetzungen mit bestimmten Themen. Wissenschaftliche Texte sind im besten Fall gut geschrieben und beziehen klar Stellung. Sie sollen aber nicht primär unterhalten oder polemisieren, sondern in klarer Sprache, differenziert und mit Bezug zu bereits existierenden Forschungsarbeiten ein bestimmtes Thema erörtern. Ziel ist es, die Forschung zu erweitern. Ergebnis ist ein wissenschaftlicher Aufsatz, deren Vorform die Seminararbeit darstellt.

Die folgenden Kriterien zählen u.a. zu den allgemeinen Bedingungen für wissenschaftliches Arbeiten:

  • Eindeutig abgegrenztes Thema und klar umrissene Fragestellung: wozu möchte ich schreiben/recherchieren?
  • Adäquate, dem Forschungsgegenstand angemessene Methodik: kann ich mit meinem Vorgehen meine Fragestellung verfolgen und beantworten?
  • Nachvollziehbare Erkenntnisse: habe ich belegt, woher ich meine Informationen habe und wie ich vorgegangen bin?
  • Präzise und verständliche Ausdrucksweise: ist für Dritte meine Argumentation verständlich?
  • Verortung im jeweiligen Forschungskontext: habe ich angegeben, auf welche anderen Texte ich mich bezogen habe und wie sich mein Text dazu verhält?

Anhand der folgenden Punkte ist insbesondere auf die Wissenschaftlichkeit von Sprache zu achten:

  1. Werden zentrale Begriffe entsprechend definiert, sinnvoll eingesetzt und einheitlich gebraucht?
  2. Ist die Wortwahl angemessen und passend? Ist der Gebrauch von Fremdwörtern zielführend? Wurden Wortwiederholungen vermieden?
  3. Ist die Argumentation objektiv und sachbezogen, das Vokabular treffend und klar?
  4. Ist der Text logisch aufgebaut und folgerichtig gegliedert? Sind Absätze sinnvoll gesetzt?
  5. Werden eigene und fremde Standpunkte deutlich voneinander abgegrenzt?
  6. Ist der Wortlaut von direkten Zitaten korrekt? Werden indirekte Zitate in eigenen Worten paraphrasiert?
  7. Stimmen Grammatik und Rechtschreibung? Stimmt die verwendete Zeit (etwa Gegenwart oder Vergangenheit)? Sind Satzzeichen richtig gesetzt?
  8. Werden geschlechtergerechte Formulierungen einheitlich und durchgängig verwendet?


Checkliste

Die folgenden Kriterien stellen eine Gedankenstütze wichtiger Punkte dar, die die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten beschreiben können:

  • FORMALE QUALITÄT: Sind die Zitierregeln eingehalten und die bibliographischen Angaben korrekt erfasst und einheitlich formatiert?
  • SPRACHLICHE QUALITÄT: Ist die Arbeit in vollständigen, grammatikalisch richtigen Sätzen verfasst? Ist der Stil klar und lesefreundlich auch bei der Ausformulierung komplexer Inhalte?
  • RECHERCHE: Ist umfassend bibliographisch recherchiert worden? Reine Internetrecherchen sind nicht ausreichend; Bibliotheksdatenbanken müssen immer einbezogen sein.
  • THESE/FRAGESTELLUNG: Ist eine klare, nicht zu umfassende Fragestellung bzw. These ersichtlich?
  • ARGUMENTATION/PRÄZISION: Inhalte, die nicht mit der These/Fragestellung in Zusammenhang stehen, gehören nicht in die Arbeit.
  • BESCHREIBUNG: Wurde die künstlerische Arbeit, die im Zusammenhang mit der gewählten Fragestellung steht, beschrieben? Eine Abbildung im Text ersetzt diese Beschreibung nicht!
  • KONTEXTUALISIERUNG: Wurde der Untersuchungsgegenstand (kunsthistorisch) kontextualisiert?


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Was bedeutet wissenschaftliches Arbeiten.pdf